Schamanen bei den Türken: Weise, die mit Geistern sprachen
- Adem Küçük
- 27. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Hinter dem Schleier des Nebels, am Feuer sitzend, im Takt der Trommel...Dort sitzt der Schamane.Eine Stimme zwischen den Welten.Ein Wanderer durch die Reiche.In der alten türkischen Glaubenswelt war der Schamane nicht nur eine spirituelle Figur –er war der Bote der Geister und Hüter des kosmischen Gleichgewichts.
Wer ist ein Schamane?
In alten türkischen Gesellschaften wurde der Schamane auch „Kam“ oder „Bakşı“ genannt.Er war nicht nur ein religiöser Führer, sondern auch Heiler, Seher, Weiser und Stammesältester.Schamanen nahmen eine der wichtigsten Rollen im nomadischen Leben ein – sie wurden geehrt und respektiert.
Zwischen Himmel und Unterwelt
In der türkischen Kosmologie war das Universum in drei Ebenen unterteilt:
Obere Welt – das Reich von Tengri (Himmelsgott)
Mittlere Welt – die Welt der Menschen
Untere Welt – das Reich der dunklen Geister
Schamanen konnten durch Trancezustände in all diese Welten reisen.Sie holten verlorene Seelen zurück, heilten Kranke oder vertrieben böse Geister.Diese Reisen wurden begleitet von Musik, Gesängen und dem reinigenden Feuer.
Trommel, Federn und Feuer
Jeder Gegenstand des Schamanen hatte eine Bedeutung:
Wolfsfell stand für Mut und Schutz,
Adlerfedern symbolisierten die geistige Verbindung zum Himmel,
Die Trommel war das Vehikel der Seelenreise,
Das Feuer war das reinigende Element und die Brücke zwischen den Welten.
Die Kleidung des Schamanen war nicht bloß Schmuck – sie war ein geistiger Schutzpanzer.
Heilung für Körper und Seele
Schamanen kannten die Sprache der Natur.Sie sammelten Heilpflanzen, behandelten sowohl körperliche als auch seelische Leiden,gaben Neugeborenen ihren Namen, segneten die Jagd und schützten die Gemeinschaft vor bösen Mächten.
Gibt es heute noch Schamanen?
Ja. Besonders bei den Altaiern, Jakuten, Tuwa und Schoren lebt der Schamanismus weiter.Auch wenn der Einfluss des Islams ihre Sichtbarkeit verringert hat, bleibt ihr Wissen in Ritualen, Geschichten und Liedern bewahrt.
Zum Schluss: Der Schamane – ein Hauch aus der Vergangenheit
Schamanen hörten den Wind, befragten die Sterne und sprachen mit den Schatten.Ihre Weisheit ist mehr als Glaube – sie ist das spirituelle Gedächtnis eines Volkes.
Bei Otağ-ı Türk wollen wir nicht nur erinnern –wir wollen bewahren.
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