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Tod und Jenseits im alten Türkentum: Die Reise der Seele

  • Autorenbild: Adem Küçük
    Adem Küçük
  • 28. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Ein Körper, der in der Stille der Steppe zur Ruhe gelegt wird...Eine Seele, die mit dem Wind zum Himmel aufsteigt...Und ein heiliges Feuer, das die Nacht durchdringt.

Für die alten Türken war der Tod kein Ende – sondern der Beginn einer Reise.Diese Vorstellung prägte nicht nur das alltägliche Leben, sondern auch Rituale, Herrschaftsformen und das Verhältnis zur Natur und den Ahnen.

Die Seele im Menschen: Tın und Kut

Der Mensch bestand nicht nur aus Fleisch und Knochen.Zwei unsichtbare Kräfte bestimmten sein Wesen:

  • Tın: Die Seele, der Atem des Lebens.

  • Kut: Eine göttliche Kraft, die das Schicksal und die Würde bestimmte.

Wenn ein Mensch starb, verließ der Tın den Körper und begann seine Reise ins Jenseits.Doch diese Reise verlief je nach dem moralischen Leben, das der Mensch geführt hatte – tugendhaft oder sündhaft.

Jenseitsvorstellungen: Uçmağ und Tamu

  • Uçmağ: Das Paradies – für ehrenvolle Krieger, gerechte Fürsten und tugendhafte Menschen.

  • Tamu: Die Hölle – für Tyrannen, Verräter und jene, die das „Töre“ (Gesetz) brachen.

Diese Konzepte stammen aus dem Schamanismus und dem Tengrizmus.Uçmağ war ein ewiger Himmel, mit endlosen Steppen, Licht, Geisterpferden und Ahnen.Tamu war kalt, dunkel und ein Ort der Reinigung durch Leid.

Bestattungsrituale: Feuer, Pferd und die letzte Reise

Der Tod wurde im alten Türkentum mit heiligen Zeremonien begangen:

  • Der Verstorbene wurde in einem Zelt (Otağ) mit persönlichen Gegenständen aufgebahrt.

  • Sein Pferd wurde geopfert, damit die Seele es im Jenseits reiten konnte.

  • Ein Feuer wurde entzündet – sein Rauch zeigte der Seele den Weg zum Himmel.

  • Familie und Freunde trauerten lautstark, manche verletzten sich aus Schmerz selbst.

Diese Rituale nannte man Yuğ-Zeremonien – ein Abschied voller Würde, Glaube und spiritueller Bedeutung.

Verbindung zu den Ahnen: Der Ahnenkult

Die Toten galten nicht als verschwunden – sie waren weiterhin Teil der Gemeinschaft.

  • Für Herrscherfamilien war die Verbindung zu den Ahnen Quelle göttlicher Legitimation (Kut).

  • Man rief ihre spirituelle Unterstützung in Kriegen und schwierigen Zeiten an.

  • Gleichgewicht zwischen Himmel, Erde und Unterwelt wurde dadurch gewahrt.

Diese Verehrung spiegelt sich in Gedenksteinen wider – wie die berühmten Orchon-Inschriften, die nicht nur Texte, sondern spirituelle Botschaften waren.

Schlusswort: Kein Ende, sondern Heimkehr

Im alten Türkenglauben war der Tod kein Verschwinden, sondern eine Rückkehr.Eine Seele stieg zum Himmel auf, kehrte zu den Ahnen zurück –und vielleicht wurde sie eines Tages im Wind der Steppe neu geboren.

Bei Otağ-ı Türk glauben wir:Wie ein Volk mit dem Tod umgeht, zeigt, wie heilig ihm das Leben ist.

 
 
 

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